Hausstauballergie: Wie richte ich das Kinderzimmer ein?

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Eine Hausstauballergie kann Kindern den Schlaf rauben und die ganze Familie belasten. Die Reizung der Schleimhäute führt zu einer laufenden Nase, tränenden Augen, Hustenreiz und manchmal auch zu Asthma. Hausstaubmilben sind winzige Spinnentiere, die sich von abgestorbenen Hautschuppen ernähren. Sie lieben warme, feuchte Umgebungen wie Matratzen, Kissen, Teppiche und Kuscheltiere. Während sie unsichtbar sind, können ihre Ausscheidungen starke allergische Reaktionen auslösen. Die gute Nachricht ist: Mit einigen einfachen Maßnahmen lässt sich das Kinderzimmer so einrichten, dass die Milbenbelastung deutlich sinkt. In diesem Artikel erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie ein Allergikerzimmer gestalten, welche Materialien zu bevorzugen sind und wie Sie typische Irrtümer vermeiden.
Grundlagen der Hausstaubmilben-Allergie
Hausstaubmilben gehören zur Familie der Spinnentiere und fühlen sich in unserer direkten Umgebung wohl. Besonders dort, wo wir viel Zeit verbringen, steigt ihre Zahl. In den Matratzen, Kopfkissen, Stofftieren und Teppichen des Kinderzimmers finden sie ein perfektes Zuhause. Der wichtigste Allergieauslöser sind nicht die Milben selbst, sondern ihre Kotbällchen und abgestorbenen Körperteile. Diese winzigen Partikel schweben in der Luft und werden eingeatmet. Daher ist das Ziel aller Maßnahmen, den Milben die Lebensgrundlage zu entziehen und die Allergenbelastung so gering wie möglich zu halten.
Das Bett – Mittelpunkt der Maßnahmen
Ihr Kind verbringt viele Stunden im Bett. Deshalb ist das Bett der wichtigste Ort für den Allergieschutz. Verwenden Sie allergenundurchlässige Bezüge (Encasings) für Matratze, Kopfkissen und Bettdecken. Solche Bezüge bestehen oft aus dicht gewebtem Evolon® oder speziellen Kunststoffmaterialien. Sie verhindern, dass Milben und ihre Ausscheidungen nach außen gelangen und eingeatmet werden. Die Mayo Clinic empfiehlt, Matratzen, Kissen und Boxspring-Betten mit milbendichten Hüllen zu versehen[1]. Auch die Asthma and Allergy Foundation rät zu Reißverschluss-Bezügen mit sehr kleinen Poren[7].
Die Wahl der Bettwäsche spielt ebenfalls eine Rolle. Vermeiden Sie Wolldecken und Federkissen – diese sind schwer waschbar und bieten Milben ein gutes Zuhause. Greifen Sie stattdessen zu synthetischer Bettwäsche aus Polyester oder Baumwolle. Waschen Sie Laken, Kissenbezüge und Decken jede Woche bei mindestens 60 °C (130 °F). Nur heißes Wasser tötet Milben zuverlässig[7]. Bezüge aus Baumwolle oder Polyester können Sie heiß trocknen – das hilft zusätzlich, Staubpartikel zu entfernen.
Matratze und Rahmen
Wählen Sie für das Kinderbett einen stabilen Holz- oder Metallrahmen. Kinder sollten nicht auf Sofas, ausziehbaren Couchen oder Futons schlafen, da diese schwer zu reinigen sind. Kliniken raten, das Gestell aus Holz oder Metall zu wählen und bei Hochbetten den oberen Platz zu nutzen[9]. Für die Matratze ist es sinnvoll, sie regelmäßig abzusaugen, auch wenn dies die Milbenkonzentration nicht stark senkt. Studien zeigen, dass tägliches Absaugen das Staubgewicht verringert und die Symptome lindert, die Allergenmenge aber kaum beeinflusst[5]. Verwenden Sie einen Staubsauger mit HEPA-Filter, damit aufgewirbelte Partikel nicht wieder in die Luft gelangen[6].
Bodenbeläge und Teppiche
Der Boden ist ein weiterer Hotspot für Hausstaubmilben. Teppiche und Läufer sammeln Staub und sind schwer gründlich zu reinigen. Die Mayo Clinic empfiehlt, Teppiche durch glatte Bodenbeläge wie Holz, Laminat oder Linoleum zu ersetzen[1]. Wenn Sie nicht auf Teppiche verzichten wollen, wählen Sie niedrigflorige Varianten und reinigen Sie diese regelmäßig mit einem Staubsauger, der über einen HEPA-Filter verfügt[1]. Waschrutinen sind dabei entscheidend: Kleine Teppiche und Läufer sollten in der Waschmaschine bei 60 °C gewaschen werden, um Milben zu töten.
Auch die University of Kentucky rät, Teppiche, Polstermöbel, Vorhänge und Stofftiere durch leicht zu reinigende Elemente zu ersetzen[6]. Im Kinderzimmer lohnt es sich, komplett auf Teppiche zu verzichten. Holzböden lassen sich einfach feucht wischen. Ein wöchentliches Feuchtwischen ist effektiver als trockenes Staubwischen, weil beim feuchten Wischen weniger Allergene aufgewirbelt werden. Vermeiden Sie Staubwedel, sie verteilen den Staub lediglich. Verwenden Sie stattdessen ein leicht angefeuchtetes Mikrofasertuch oder elektrostatische Tücher.
Möbel und Aufbewahrung
Schwere Polstermöbel mit Stoffbezug sind wahre Staubfänger. Für das Kinderzimmer sind glatte, leicht zu reinigende Oberflächen ideal. Holz, lackiertes Metall oder Kunststoffmöbel lassen sich feucht abwischen und geben Milben wenig Halt[1]. Offene Regale sollten nicht überladen werden. Kuscheltiere, Bücher und Dekorationen sehen zwar schön aus, sind aber potenzielle Staubfänger. Lagern Sie Spielsachen und Stofftiere in geschlossenen Boxen oder Schubladen. Die Mayo Clinic empfiehlt, Spielzeug in Plastikkisten aufzubewahren und Staubfänger wie Figuren, Bilderrahmen oder Stoffblumen zu reduzieren[1].
Polstermöbel im Kinderzimmer sollten durch Sitzkissen aus Holz oder Kunststoff ersetzt werden. Sollte ein Sessel unverzichtbar sein, wählen Sie einen Bezug aus Leder oder Kunstleder, der abwaschbar ist. Garderoben und Schränke sollten dicht schließen, damit sich kein Staub ansammeln kann. Überlegen Sie auch, ob Sie zusätzliche Möbel überhaupt benötigen – weniger ist oft mehr.
Vorhänge und Sonnenschutz
Lange Stoffvorhänge können viele Milben beherbergen, vor allem wenn sie selten gewaschen werden. Besser sind Rollos oder Jalousien, die sich feucht abwischen lassen[1]. Wenn Sie Vorhänge bevorzugen, achten Sie auf leichte, waschbare Stoffe aus Baumwolle oder Polyester. Diese sollten alle paar Wochen bei mindestens 60 °C in die Waschmaschine. Auch hier gilt: Je weniger Stoff, desto weniger Allergene.
Spielzeug und Kuscheltiere – was tun?
Plüschtiere sind für viele Kinder unentbehrlich. Leider gehören sie zu den größten Staubsammlern. Experten empfehlen, weiche Spielzeuge zu reduzieren und stattdessen auf Holz- oder Plastikspielzeug umzusteigen, das leicht gereinigt werden kann[3]. Halten Sie die Anzahl der Plüschtiere im Bett möglichst gering – zwei bis drei Lieblingsstücke reichen aus[9]. Diese sollten regelmäßig bei mindestens 60 °C gewaschen oder im heißen Trockner getrocknet werden.
Viele Eltern glauben, dass das Einfrieren von Stofftieren hilft. Tatsächlich tötet extreme Kälte Milben erst nach längerer Einwirkzeit. Eine deutsche Studie zeigte, dass Hausstaubmilben zwei Tage lang bei –15 °C eingefroren werden müssen, um sicher zu sterben[8]. Wichtig ist, die Kuscheltiere anschließend zu waschen, weil die allergenen Kotpartikel sonst im Stoff verbleiben. Noch besser ist der Einsatz des Wäschetrockners: 20 Minuten Hitze reichen, um Milben abzutöten[9].
Raumklima und Luftqualität
Hausstaubmilben vermehren sich am liebsten bei hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen. Studien zufolge sterben sie ab, wenn die relative Luftfeuchtigkeit dauerhaft unter 50 % gehalten wird[3]. Mit einem Hygrometer können Sie die Luftfeuchte im Kinderzimmer überwachen. Ist sie zu hoch, hilft ein Luftentfeuchter. Achten Sie auch darauf, die Raumtemperatur zwischen 20 und 22 °C zu halten. Regelmäßiges Lüften ist wichtig, um die Luft auszutauschen und Schimmelbildung zu verhindern. Gleichzeitig sollten Sie in der Pollensaison die Fenster geschlossen halten, um Pollenallergene fernzuhalten[1].
HEPA-Luftreiniger filtern Feinstaub und Allergene aus der Luft. Die Mayo Clinic und AAFA empfehlen, Luftreiniger mit HEPA-Filter einzusetzen, besonders im Schlafzimmer[1][6]. Achten Sie darauf, die Filter regelmäßig zu wechseln. Lassen Sie keine Zimmerpflanzen im Kinderzimmer stehen; sie erhöhen die Luftfeuchtigkeit und können Schimmelsporen beherbergen[1].
Reinigungsroutine – systematisch und konsequent
Regelmäßiges und richtiges Reinigen senkt die Allergenbelastung deutlich. Staubsaugen Sie Hartböden und Teppiche mindestens einmal pro Woche mit einem HEPA-Filter-Sauger[2]. Laut Studien reduziert tägliches Absaugen der Matratze das Staubgewicht und verbessert die Symptome bei Kindern[5]. Da beim Staubsaugen allergene Partikel aufgewirbelt werden, sollten Kinder während der Reinigung nicht im Zimmer sein oder eine Maske tragen. Wischen Sie glatte Böden feucht, idealerweise mit einem neutralen Reinigungsmittel. Nutzen Sie ein feuchtes Tuch zum Entstauben von Oberflächen, damit der Staub nicht in die Luft gelangt[3].
Waschen Sie Bettwäsche, Kuscheltiere und Teppiche regelmäßig in heißem Wasser. Kleine Teppiche können Sie auch in die Sonne legen – UV-Licht tötet Milben ab. Vergessen Sie nicht, Matratzen- und Sofakanten mit der Polsterdüse abzusaugen. Decken Sie Heizkörperabdeckungen mit feuchtem Tuch ab, um Staubansammlungen zu vermeiden. Wenn Sie Reinigungsmittel verwenden, wählen Sie Produkte ohne Duftstoffe, um die empfindlichen Atemwege Ihres Kindes nicht zusätzlich zu reizen.
Typische Irrtümer und Sorgen
„Muss ich alle Möbel und Spielsachen austauschen?“ Nein. Ziel ist es, Staubfallen zu reduzieren. Ein vollständiger Austausch ist selten nötig. Wichtig ist, dass die Materialien leicht zu reinigen sind. Die University of Kentucky weist darauf hin, dass Teppiche, Polstermöbel und Stofftiere durch leicht zu pflegende Alternativen ersetzt werden sollten[6]. Einige wenige Kuscheltiere dürfen bleiben, wenn sie regelmäßig gewaschen werden.
„Hilft tägliches Saugen?“ Studien ergeben, dass regelmäßiges Saugen das Staubgewicht und die Symptome verringert, aber die Allergenmenge nicht dramatisch senkt[5]. Dennoch ist Saugen wichtig, um Staub und Hautschuppen zu entfernen. Verwenden Sie einen HEPA-Filter und lassen Sie das Kind währenddessen nicht im Raum.
„Sind Holzspielzeuge besser als Plastik?“ Beide Materialien eignen sich gut, wenn sie abwischbar und waschbar sind. Weiche Spielzeuge aus Stoff sind das Problem. Wählen Sie daher robuste Materialien, die Sie leicht reinigen können – das können Holzklötze, Plastikbausteine oder Metallautos sein[3].
„Reicht es, Kuscheltiere einzufrieren?“ Nein. Eine Studie der ECARF zeigt, dass Milben erst nach zwei Tagen im Gefrierfach bei –15 °C absterben[8]. Zudem bleiben die allergenen Kotpartikel im Stoff, wenn Sie das Tier nicht anschließend waschen. Sicherer ist das Waschen oder Trocknen bei hoher Temperatur.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Wie oft muss ich das Kinderzimmer reinigen?
Staubsaugen und Staubwischen sollten mindestens einmal pro Woche erfolgen. Bettwäsche und Bezüge sollten wöchentlich bei 60 °C gewaschen werden. Matratzen und Sofas können Sie monatlich gründlich absaugen.
Sind Teppichböden grundsätzlich tabu?
Nicht unbedingt, aber sie sind problematisch. Wenn Sie einen Teppich haben, wählen Sie einen kurzflorigen Teppich und reinigen Sie ihn regelmäßig mit einem Dampfreiniger oder HEPA-Sauger[2]. Kleine, waschbare Teppiche sind besser als fest verlegte Teppiche.
Darf mein Kind Tiere im Zimmer haben?
Haustiere wie Hunde oder Katzen sollten nach Möglichkeit nicht im Schlafzimmer sein. Ihr Fell trägt zusätzliche Allergene in den Raum. Aquarien und Pflanzen erhöhen die Luftfeuchtigkeit und sind deshalb ebenfalls ungünstig[1].
Soll ich das Bettzeug einfrieren?
Ein Einfrieren des Bettzeugs ist nicht erforderlich. Wichtiger ist das regelmäßige Waschen bei hoher Temperatur und die Verwendung milbendichter Bezüge.
Checkliste zum Mitnehmen
- Encasings nutzen: Matratze, Kopfkissen und Decke mit milbendichten Bezügen aus Evolon® oder Kunststoff versehen[1].
- Bettwäsche waschen: Laken und Bezüge wöchentlich bei mindestens 60 °C reinigen[7].
- Synthetische Decken und Kissen: Dacron-Kissen und Polyesterdecken bevorzugen; Feder- oder Schaumkissen vermeiden[9].
- Hartböden verlegen: Teppiche entfernen und durch Holz- oder Laminatboden ersetzen[1].
- HEPA-Sauger verwenden: Wöchentlich Staubsaugen mit HEPA-Filter; Kinder währenddessen aus dem Raum halten[6].
- Kuscheltiere reduzieren: Höchstens drei Stofftiere im Bett, regelmäßig bei 60 °C waschen oder heiß trocknen[9].
- Spielzeugmaterial wählen: Holz- und Plastikspielzeug bevorzugen, das sich feucht abwischen lässt[3].
- Feuchtigkeit kontrollieren: Luftfeuchtigkeit unter 50 % halten und regelmäßig lüften[3].
- Vorhänge wechseln: Rollos oder Jalousien nutzen; leichte, waschbare Vorhänge wählen und regelmäßig waschen[1].
- Aufbewahrung optimieren: Staubfänger reduzieren, Spielzeug in Boxen lagern und Regale nicht überladen[1].
Interne Verlinkungen
Vertiefende Informationen finden Sie in unseren weiteren Artikeln:
Quellen
- Mayo Clinic: Allergy‑proof your home – Schlafzimmer und Wohnzimmer. 2024 [Online][1].
- PeaceHealth: Controlling Dust, Dust Mites, and Other Allergens in Your Home. 2024 [Online][2].
- Better Health Channel: House dust mite – Maßnahmen gegen Milben. Department of Health Victoria, 2022 [Online][3].
- WebMD: Dust Mite Mattress and Pillow Covers for Allergies. Mary Anne Dunkin, 2022 [Online][4].
- Jeon YH et al.: Effects of Vacuuming Mattresses on Allergic Rhinitis Symptoms in Children. Allergy Asthma Immunol Res 2019 [Online][5].
- University of Kentucky: House Dust Mites (Entfact‑646). Simona Principato et al., 2024 [Online][6].
- Asthma and Allergy Foundation of America: Dust Mite Allergy – Tipps zur Allergenvermeidung. 2015 [Online][7].
- ECARF: Teddy im Kühlfach – Wie viel Kälte halten Milben aus? 2018 [Online][8].
- Children’s Wisconsin: Dust mites – Informationsseite. 2025 [Online][9].